Am Tag vor der Tour kam die Erkenntnis, dass der Donnerstag ein Hammertag werden dürfte. Ganztägig schönes Wetter, keine Gewitter vorausgesagt und auch in den Bergen Sonnenschein pur!
Da war es natürlich naheliegend diesen Tag zu einem perfekten Töfftag zu machen. Sofort habe ich meine Frau Doris angerufen und sie gefragt, ob sie morgen auch frei machen könne. Nachdem dies nicht möglich war, kam von ihr der Vorschlag, Simona zu fragen. Super, sie konnte frei machen. Ansonsten hätte ich mal ein ernstes Wörtchen mit ihrem Chef John sprechen müssen (mein früherer Stellvertreter)! Auf alle Fälle war die Freude gross, dass Simona mitkommen würde.
Also habe ich mich gleich daran gemacht, eine Tour zusammen zu stellen. Da die Schweizer Alpenpässe bekanntlich hoch sind, kann es immer wieder vorkommen, dass das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht. So kam es schon vor, dass der Grimsel verregnet war, obwohl die übrige Schweiz schönes und nicht regnerisches Wetter hatte. Aber an diesem Tag dürften alle Schweizer Pässe wettertechnisch perfekt sein!
Die Tour kann in Google Maps mit nachstehendem Link aufgerufen werden!
Nun zur Tourbeschreibung:
Tagwache um 04:50 Uhr. Duschen, Stärken, alles bereitmachen (Töffbekleidung von Doris für Simona bereitstellen), Abfahrt um 06:00 Uhr in Hinwil, noch schnell Pneudruck kontrollieren/anpassen und dann über den St. Meinrad nach Einsiedeln an die Bodenluegeten, wo ich um 06:40 angekommen bin.
Schon auf dieser Strecke durfte ich ein unglaublich schönes Bergpanorama mit wunderbarer Besonnung der Berge und Nachscheinigkeit bewundern! Drusberg, Mythen und weitere Berge strahlten um die Wette!
Nachdem Simona die Töffbekleidung angezogen hatte, gings auch schon los. Punkt 07:00 Uhr fuhren wir Richtung Ybrig über die Ibergeregg (1'406 müM). Da die Schwyzer Seite gesperrt war, mussten wir über St. Karl auf sehr schmalen Strassen hinunter nach Illgau und von dort aus Richtung Schwyz cruisen. Anschliessend nach Altdorf, wo wir pünktlich um 08:12 Uhr (gemäss Plan) angekommen sind. Noch ein paar Föteli von Simona vor dem Tell-Denkmal (als waschechte Schweizerin!) und weiter gings Richtung Wassen (UR).
Von da aus stachen wir auf den Sustenpass bei praktisch auto- und motorradfreien Strassen. Allerdings haben wir immer wieder Radfahrer überholt, welche sich mühsam auf den Pass hinaufgekämpft haben. Auffallend ist allgemein, dass viele weibliche Radfahrerinnen die Pässe hinauf fahren. Super Leistung. Auf der Passhöhe angekommen (2'224 müM) haben wir ein paar Worte mit den Militär-Motorradfahrer gewechselt, die eine Mehr-Pässe Tour mit ihren 650-er BMW's auf dem Tagesbefehl vorfanden! Was für ein Militärleben! Und natürlich ein paar Föteli gemacht zur Erinnerung. Nach kurzem Halt gings runter Richtung Innertkirchen, wo wir einen kurzen Boxenstopp zum Tanken gemacht haben.
Und schon gings weiter auf den Klassiker Nummer zwei, dem Grimselpass. Bei der Auffahrt konnten wir schon wesentlich mehr Auto's (auch langsamere) vor uns feststellen. Allerdings durften wir nach dem Stausee noch einmal richtig schön die Kurven geniessen, nachdem einige (ungefährliche) Überholvorgänge vorgenommen werden konnten. Oben angekommen (2'164 müM) war es dann Zeit für einen ersten Kaffeehalt (oder warme Ovomaltine). An der prallen Sonne und bei bereits angenehm warmen Temperaturen gings kurz nach 10 Uhr weiter hinunter Richtung Gletsch und von dort aus nach Ulrichen (VS). Immerhin liegt dieses 219-Seelen Dorf auf 1'434 müM.
Nun ging's wieder rauf und diesmal auf die höchste Stelle der ganzen Tour, auf den Nufenenpass, welcher auf einer Passhöhe von 2'478 müM den Besuchern ein wunderbares Bergpanorama schenkt und die beiden Kantone Wallis und Tessin miteinander verbindet. Die Pass-Strasse wurde zwischen 1965 und 1969 erbaut. Nachdem wir die herrlichen Bergketten während eines kurzen Haltes genossen haben und unsere Fotoapparate mit einem Haufen von Pixeln gefüllt hatten ging es hinunter durch das Bedretto-Tal nach Airolo (TI), welches auf immer noch 1'175 müM liegt und die südliche Ein- und Ausfahrt des Gotthard Strassentunnels darstellt.
Jetzt donnerten wir weiter auf der Autobahn mit dem Ziel Ascona (TI) vor Augen und auch schon mit einem leichten Hungergefühl im Magen. Auf alle Fälle mit Vorfreude auf ein feines Mittagessen. Leider ging die Zeit, welche wir auf der Autobahn wettgemacht hatten durch die Staus auf der Magadino-Ebene wieder flöte, so dass wir kurz nach dem Zeitplan in Ascona angekommen sind.
An der Piazza Giuseppe Motta fanden wir dann gleich ein schönes Lokal, eines der ersten. Und wie wir gleich bemerkt haben, bestimmt auch eines der Besten. Das 2008 eröffnete Lokal des Kochweltmeisters Ivo Adam, welcher neben seinem "seven" an der Via Moscia (gleich bei der Piazza) eben noch sein "seven easy" eröffnet hat. Das Angebot ist mediterran mit Pizze, Pasta, Fisch und Fleisch sowie Gelati. Die Preise sind auf hohem Niveau populär angesetzt. Simona genoss die Pasta "Creste di Gallo" mit marinierten Paprika, Feta, getrocknete Tomaten und Taggiasca-Oliven und ich hatte Lust auf eine Calzone "Bismarck" mit Mozzarella fior di latte, Schinken und Ei. Nun denke ich daran, dass ich vergessen hatte, die selbstgemachten Gelati zu probieren!
Nach ein paar Fotos auf der Piazza ging es zurück auf den Töff. Die Sitz- und Griffheizung hatte ich leider während des Mittagessens vergessen abzustellen :-(. Spass beiseite, das Motorrad wurde durch die Sonne sowohl auf dem Sitz wie auch an den Griffen stark aufgeheizt.
Weiter nun also Richtung Centovalli. Ein absolutes Highlight dieser Tour - auch wenn keine Passfahrt - wie wir beide einstimmig feststellten. Die Serpentinen zwischen Intragna und dem Grenzort Borgnono/Camedo sind einfach einmalig, zumal kaum Auto's unterwegs waren, welche den Spass an den schnellen und übersichtlichen Kurven beeinträchtigten. Aber kaum über der Grenze in Italien angekommen waren die Strassen sehr eng und in einem wesentlich schlechteren Zustand. Umso mehr muss erwähnt werden, dass auch die landschaftliche Seite im Centovalli unglaublich beeindruckend ist.
Auch die weitere Strecke bis Domodossola war geprägt von einigen schönen Dörfer und Städtchen. Zu erwähnen ist sicher das Dorf Re, ein kleiner Ort mit knapp 800 Einwohnern, aber einem grossen, schönen Kloster. Nach Domodossola fuhren wir auf der Schnellstrasse schliesslich wieder in die Schweiz zurück über die Grenze bei Gondo (VS). Dieses Dorf - inmitten von steilen Felsen - wurde im Oktober 2000 durch einen Bergsturz arg in Mitleidenschaft gezogen und hatte 13 Todesopfer zu beklagen. Viele mutige Mitmenschen machten es möglich, dieses Dorf wieder aufzubauen und darin wieder ihre Heimat zu finden.
Jetzt ging's hinauf Richtung Simplon Pass auf 2'005 müM. Ein etwas langgezogener Pass, wo wir uns im Restaurant Monte-Leone auf Passhöhe erfrischten und in der Sonne Energie getankt haben. Die Strasse von der Passhöhe nach Brig war erst mit einer Wartezeit infolge Baustelle geprägt. Aber dann ging es flott voran, da wir an der Ampel die Vordersten waren. Zu erwähnen auf dem Weg nach Brig ist sicher die Ganterbrücke (in Betrieb seit 1980) mit der grössten Spannweite der Schweiz.
In Brig angekommen ging's dann das Goms hinauf wieder nach Gletsch (war ja auch schon Endpunkt nach dem Grimselpass), nicht aber ohne dass wir in Ulrichen einen kurzen Halt machten, um uns mit frischen Walliser Aprikosen einzudecken, die ich dann gerne meiner Frau Doris als kleines Mitbringsel überreicht habe. Allerdings waren sie leicht "vergoldet", das Kilo kostete CHF 9.50!
Von Gletsch aus nun also zum letzten der vier wichtigen Verbindungs-Pässe zwischen der Zentralschweiz und den Kantonen Tessin, Wallis und Bern, dem Furkapass (2'429 müM). Noch immer herrlichstes Wetter aber sehr wenig Verkehr. So zeigte sich der Furkapass von seiner schönsten Seite! Es war ein grosser Spass, die Fahrt Richtung Belvedére, von wo aus der Gletscher besichtigt werden kann. Wir haben dort nochmals einen Erfrischungsdrink zu uns genommen. Aber ehrlich, die spinnen dort, diese geldgierigen Säcke! Für die Besichtigung des Gletschers - und das ist ja wirklich Natur - verlangen sie pro Person CHF 7!!! Da haut's ja jeden Touristen aus unserem Land, bevor er richtig hier ist. Das Getränk unten bei der Selbstbedienung kostete CHF 10.50 (Mineral und Cola, je 50 cl). Nicht gekühlt, da sie ja kein Kühlschrank haben! Und die Toiletten findet man oben, wo man für CHF 7 die Gletscher anschauen kann. Keine Ahnung, was die Benützung der Toilette noch gekostet hätte!
Also fuhren wir weiter Richtung Hospental und Andermatt. Jenes Dorf also, welches durch und mit dem Investor Sami Sawiris grosse touristische Ströme in diese Umgebung ziehen möchte. Dann die Schöllenen runter, bei der Teufelsbrücke vorbei und bei Wassen dann auf die Autobahn, um ein bisschen Zeit zu sparen. Es ist mittlerweile schon halb Acht Uhr. Kurz vor der Autobahn-Einfahrt bei einem Kreisel dann ein grosser Reisebus mit Anhänger, der nicht weiterfahren konnte und die Passagiere schon ausgestiegen sind. Was da wohl passiert sein mag?
Auf der Autobahn hinunter bis Flüelen, die Saxenstrasse Richtung Schwyz, die schönen langgezogenen Serpentinen zwischen Schwyz und Sattel geniessen, und glücklich und fröhlich um ca. 20:45 Uhr in Einsiedeln angekommen!
Später habe ich erfahren, dass Simona nicht in ihre Wohnung konnte, weil sie den Schlüssel nicht mitgenommen hat und ihre Wohnpartnerin nicht zu Hause war. Sie musste bis 22:00 Uhr draussen warten! Das war mir natürlich nicht recht, so hätte ich doch gewartet oder versucht, ihr einen Schlüssel zu organisieren!
Aber die Tour war absolut spitze! Simona hat also ca. 560 km als Sozia unter den Rädern!
Später habe ich erfahren, dass Simona nicht in ihre Wohnung konnte, weil sie den Schlüssel nicht mitgenommen hat und ihre Wohnpartnerin nicht zu Hause war. Sie musste bis 22:00 Uhr draussen warten! Das war mir natürlich nicht recht, so hätte ich doch gewartet oder versucht, ihr einen Schlüssel zu organisieren!
Aber die Tour war absolut spitze! Simona hat also ca. 560 km als Sozia unter den Rädern!
Schon auf "Tank-Reserve" fuhr ich nun los Richtung Hinwil, mit einem Tankstopp in Rüti ZH. Glücklich und zufrieden kam ich um ca. 21:20 Uhr zu Hause an.
Ein unvergesslicher Motorrad-Tag nimmt sein Ende.
Schön war's, gell Simona!
...und hier noch die Bilder:
Telldenkmal in Altdorf |
Simona auf dem Sustenpass |
Ankunft auf dem Grimsel |
Seeli auf dem Grimsel |
Jörg auf dem Grimsel |
Nunfenenpasshöhe, welche die Kantone Wallis mit dem Tessin verbindet |
Aussicht auf dem Nufenenpass |
Nufenenpass mit seinen Bergen ringsum |
Simona auf dem Susten |
Ascona, Piazza Giuseppe Motta wo wir zu Mittag gegessen haben |
Ascona, Piazza Giuseppe Motta |
Simona auf dem Simplonpass Restaurant Monte-Leone (eigentlich Simplona :-)) |
Jörg auf dem Simplonpass |
Berge vom Simplonpass aus gesehen |
Berge vom Simplonpass aus gesehen |
Simona trägt die riesige Ganterbrücke mit zwei Fingern! |
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